David Reed «Krefeld Miami New York» | Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2023 | Foto: Peter Baracchi
David Reed «Krefeld Miami New York»

Ausstellung: 30. März bis 30. Juni 2023

Häusler Contemporary Zürich freut sich sehr, erneut eine Einzelausstellung des amerikanischen Malers David Reed zu präsentieren. Die Städte Krefeld, Miami und New York nehmen als Entstehungs- bzw. Präsentationsorte von prägnanten Serien eine wichtige Rolle im Schaffen des Künstlers ein und stehen mit ausgewählten Werken im Fokus unserer Schau. Ein Highlight bilden neueste Arbeiten aus dem Studio von David Reed.

David Reed (*1946, San Diego, US, lebt in New York, US) gehört gegenwärtig zu den bedeutendsten Vertretern abstrakter Malerei. Auf extrem gelängten Bildformaten und in zeitaufwendigen, mehrstufigen Arbeitsschritten lotet er das Potential des klassischen Mediums in unserer multimedialen Zeit aus. Vor dem Hintergrund des Abstrakten Expressionismus, des Minimalismus und der Pop Art, durch die Beschäftigung mit Malerei der Renaissance sowie des Barock und inspiriert von einer Leidenschaft für den Film hat Reed seit den 1970er-Jahren seinen singulären Stil ausgeprägt. Kennzeichnend für Reeds Malerei seit den 1980-er Jahren sind kraftvolle, in farbigen Schichten gesetzte Gesten, deren vielfache Überlagerung den Motiven magische Tiefe verleiht. Das bevorzugte extreme Querformat bietet dem Künstler dabei den Raum, um die Dynamik des Malaktes durch applizierte Farb- und Materialakzente zu modulieren und die Motive in gleichsam filmischer Abfolge im Bild zu positionieren.

Für die Ausstellung «The Mirror and the Pool», 2015 im Museum Haus Lange Krefeld setzte David Reed sich mit der Architektur des Mies van der Rohe Baus auseinander und konzipierte eine eindrückliche ortsspezifische Installation, indem er seine Werke wie einen Fries aneinandergereiht scheinbar als endloses Bild durch die Räume führte und damit zu einer Art kinematografischer Betrachtung aufforderte. Wir präsentieren mit «#641» (2003-2015 bzw. 1975—2015), drei signifikante Werke aus dieser Reihe von insgesamt vierzehn Leinwänden. Ihre tiefdunklen violetten und Magentatöne wirken besonders suggestiv. Zum ersten Mal setzt Reed in diesen Bildern Schablonen ein, mit denen er teilweise malerische Gesten aus Gemälden der 1970-er Jahre in sein aktuelles Werk integrierte. Im Museum Haus Lange noch als Teil eines umlaufenden Bandes konzipiert, präsentieren sich die drei ident grossen Arbeiten «#641» in unserer Ausstellung prominent in ihren parallelen wie individuellen formalen Charakteristiken.

«David Reed: Vice and Reflection – An Old Painting, New Paintings and Animations» 2016 titelte die Ausstellung im Pérez Art Museum Miami 2016, für die der Künstler eine neue Serie von Werken schuf, die von einem Gemälde aus den Jahren 1984-1985 mit dem Titel «#212 (Vice)» inspiriert sind. Die stark gesättigten Blau- und Gelbtöne reflektieren dabei die Farben der Populärkultur der 1980-er Jahre, die etwa auch in der Fernsehserie Miami Vice eingesetzt wurden. Reed kreierte für Miami eine Reflexion dieses früheren Gemäldes in Form von neuen großformatigen Werken, die auch auf Massstab und Proportionen der Architektur der Museumsgalerie Bezug nehmen. Mit «#661», 2003-2013/ 2016 und «#659», 1975/ 1996-2000/ 2007-2011/ 2014-2015/ 2015-2016/ 2016 stellen wir markante Werke aus dieser Reihe vor. Als wichtiges Zeugnis im Schaffensprozess des Künstlers dokumentieren die akribischen «Working Drawings» sowie «Color Studies» zu den grossformatigen Arbeiten die Gedanken- und Arbeitsschritte des Künstlers. Ein bedeutender Komplex von Papierarbeiten und ausgewählten Studies laden ein, diesen Prozess in der Galerie nachzuvollziehen.

David Reed ist, obwohl an der Westküste aufgewachsen, untrennbar mit der Stadt verbunden, in der er seit 1970 lebt und arbeitet: New York. Auf der Suche nach einem direkten künstlerischen Ausdruck schuf er dort zwischen 1974 und 1975 schmale vertikale Leinwände, in denen er in schneller Folge breite horizontale Pinselspuren setzte. Nass in nass malte Reed dann hauptsächlich schwarze oder rote «Brushstrokes» von links nach rechts, manchmal auch diagonal. Seit den «Brushstroke Paintings» der 1970er-Jahre hat er dieses Bildelement immer wieder aufgegriffen und zu einem wichtigen Instrument seiner Malerei entwickelt, wie die neueren «Verticals» «#732-2», 2020 oder «#742», 2020-2021 in der Ausstellung eindrücklich zeigen. Kontrastreich zu diesen Grau- oder Schwarznuancen positionieren sich die neuesten Gemälde «#773», 2020-2023 und «#774», 2019-2023 aus Reeds Studio, für die er eine Farbpalette von kraftvollen Gelb-, Rot- und Blautönen wählt. In den Werken David Reeds ist das Auge des Betrachters ständig gefordert, unterschiedliche Facetten und Schattierungen von Farbe zu erkunden und minimal abweichende Abstufungen, Farbtemperaturen und Untertöne auszuloten. Es sind diese spannungsreichen Widersprüche, welche die grosse Anziehungskraft von Reeds Gemälden und ihre stark emotionale Wirkung begründen.

Die ausgewählten Werke in unserer Ausstellung verdeutlichen, wie David Reed sein über die Jahre gewachsenes Vokabular, festgemacht an den drei Städten, zu vielschichtigen, abstrakten Erzählungen verdichtet. Diese handeln von Geschichte und Gegenwart des Mediums Malerei, aber auch von der Veränderung unserer Wahrnehmung im digitalen Zeitalter und den daran gekoppelten neuen emotionalen Bedingungen.


David Reed «Krefeld Miami New York» | Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2023 | Foto: Peter Baracchi

David Reed «Krefeld Miami New York» | Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2023 | Foto: Peter Baracchi

David Reed «Krefeld Miami New York» | Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2023 | Foto: Peter Baracchi

David Reed «Krefeld Miami New York» | Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2023 | Foto: Peter Baracchi


David Reed Einzelwerke

David Reed «#641» (C), 2003-2015 Alkyd und Acryl auf Leinwand | 45 x 257 x 4 cm Verfügbar
Anfrage
David Reed «#641» (B), 1975-2015 Alkyd und Acryl auf Leinwand | 45 x 257 x 4 cm Verfügbar
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David Reed «#641» (A), 1975-2015 Alkyd und Acryl auf Leinwand | 45 x 257 x 4 cm Verfügbar
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David Reed Color Study «#38» for Painting #642, 2015 Öl, Alkyd und Acryl auf Dibondtafel | 29 x 53 cm Verfügbar
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David Reed Color Study «#32» for Painting #642, 2015 Öl, Alkyd und Acryl auf Dibondtafel | 29 x 53 cm Verfügbar
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David Reed Color Studies «#38, #43, #44» (Vice and Reflection) (For Paintings #658, #659, #660) D1, C2, C3 Horizontal, 2016-2019 Acryl und Alkyd auf Dibond | 3-teilig, je 63.5 x 92.1 cm Verfügbar
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David Reed Color Studies «#42, #39, #48» (Vice and Reflection) (For Paintings #658, #659, #660) C1, D2, A3 Horizontal, 2016 Acryl auf Dibond | 3-teilig, je 63.5 x 92.1 cm Verfügbar
Anfrage
David Reed Color Studies «#46, #47, #40» (Vice and Reflection) (For Paintings #658, #659, #660) A1, A2, D3 Horizontal, 2016-2019 Acryl und Alkyd auf Dibond | 3-teilig, je 63.5 x 92.1 cm Verfügbar
Anfrage
David Reed «#300», 1989-1991 Öl und Alkyd auf Leinen | 66 x 274.3 cm Verfügbar
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David Reed «#773», 2020-2023 Acryl auf Polyester | 76.2 x 177.8 cm Verkauft
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David Reed «#774», 2019-2023 Öl, Alkyd und Acryl auf Polyester | 81.3 x 177.8 cm Verfügbar
Anfrage
David Reed «#659» (Vice and Reflection), 1975/ 1996-2000/ 2007-2011/ 2014-2015/ 2015-2016/ 2016 Acryl und Alkyd auf Polyester | 189.2 x 459.7 cm Verfügbar
Anfrage
David Reed «#742», 2020-2021 Öl und Alkyd auf Polyester | 175.26 x 25.4 cm Verfügbar
Anfrage
David Reed «#736», 2020 Öl und Alkyd auf Polyester | 193.4 x 30.48 cm Verfügbar
Anfrage
David Reed «#732-2», 2020 Acryl auf Leinwand | 193.4 x 27.94 cm Verfügbar
Anfrage
David Reed «#735», 2020 Acryl auf Leinwand | 193.4 x 27.94 cm Reserviert
Anfrage
David Reed «#661» (Vice and Reflection), 2003-2013 Acryl auf Polyester | 459.7 x 189.2 cm Verfügbar
Anfrage

David Reed «#773», 2020-2023 | Foto: Peter Baracchi

David Reed «#773», 2020-2023 (Detail) | Foto: Peter Baracchi

David Reed «#773», 2020-2023 (Detail) | Foto: Peter Baracchi

David Reed «#773», 2020-2023 (Detail) | Foto: Peter Baracchi


David Reed «774», 2019-2023 (Detail) | Foto: Peter Baracchi
David Reed «774», 2019-2023 | Foto: Peter Baracchi

David Reed «736», 2020 (Detail) | Foto: Peter Baracchi

David Reed «Krefeld Miami New York» | Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2023 | Foto: Peter Baracchi

David Reed «742», 2020-2021 (Detail) | Foto: Peter Baracchi

David Reed «732-2», 2020 (Detail) | Foto: Peter Baracchi


«(...) Schon die Serie «Brushstrokes», die Reed bei seiner ersten Einzelausstellung im Jahr 1975 präsentiert, legt diesen Impetus offen. Den Bildkorpus hält er maximal so breit, dass er die Leinwand mit einer einzigen Armbewegung durchqueren kann. Dann zieht er die Pinselstriche - nass in nass - in schnellen Bahnen vom oberen bis zum unteren Bildrand. Um die physische Präsenz der Pinselstriche zu erhöhen, setzt er den Bildträger aus bis zu fünf schmalen hochformatigen Tafeln zusammen. Dadurch entstehen an den Nahtstellen Brüche im Kontinuum der Pinselbewegung. Sie lassen den Druck des Pinsels, den der Künstler beim Malen ausübt, und umgekehrt den Widerstand, den der Bildträger gegenüber dem Gestus aufbietet, erkennen. Und nicht nur das: Mit der Malgeschwindigkeit tropft auch die nasse Farbe und hinterlässt allenthalben Spritzer auf der weissen Fläche. Die gesamte Bildgenese ist für den Betrachter lesbar wie ein offenes Buch, nichts bleibt ihm verborgen. (...)» Martin Hentschel [1]
 
[1] Martin Hentschel, Mit Malerei durch Räume und Zeiten, in: David Reed: The Mirror and the Pool, Kunstmuseen Krefeld, Museum Haus Lange, Martin Hentschel (Hrsg.), Wien 2015, S. 11.
David Reed «732-2», 2020 | Foto: Peter Baracchi

David Reed «742», 2020-2021 (Detail) | Foto: Peter Baracchi

David Reed «736», 2020 (Detail) | Foto: Peter Baracchi

David Reed «742», 2020-2021 (Detail) | Foto: Peter Baracchi


David Reed Color Studies #42, #39, #48 (Vice and Reflection) (For paintings #658, #659, #660) C1, D2, A3 Horizontal, 2016 | Foto: Peter Baracchi

«As I work on paintings I make what I call «working drawings», I do what I call «color studies» and it gives me a way to try out different options, test different things. I don't like the ideas that paintings are isolated and just about themself. I think they always absorbe the world around them and then expand out into the world. I wanted to really show that and make it seem like I was pulling the light and color into the room so you were not even sure where the paintings ended and the view outside the window began.» David Reed, 2016

David Reed Working drawings for paintings «#658, #659, #660, #661», 2016 | Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2023 | Foto: Peter Baracchi
David Reed Working drawings for paintings «#658, #659, #660, #661», 2016 (Detail) | Foto: Annette Kradisch

David Reed Color Studies #38, #43, #44 (Vice and Reflection) (For Paintings #658, #659, #660) D1, C2, C3 Horizontal, 2016-2019 | Foto: Peter Baracchi

Portrait David Reed, 2018 | Foto: M. Scherrer
David Reeds Werk wird seit Mitte der 1970er-Jahre in Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit gezeigt. Wichtige Präsentationen seines Werks zeigten zuletzt das Neue Museum Nürnberg, Nürnberg (2019), Pérez Art Museum, Miami, das Rose Art Museum, Waltham (beide 2016), der Hamburger Bahnhof, Berlin (2015, mit Mary Heilmann), das Museum Haus Lange Krefeld (2015) oder das Kunstmuseum Bonn (2012). Ausserdem waren seine Gemälde Teil von massgebenden Ausstellungen zur Malerei der Gegenwart wie etwa «Painting 2.0: Malerei im Informationszeitalter», die 2016 in München und Wien gezeigt wurde.

Bedeutende Sammlungen wie das Museum of Modern Art, New York, das Guggenheim Museum, New York, das Metropolitan Museum, New York, das Museum of Contemporary Art, San Diego, das Kunstmuseum St.Gallen oder das Museum moderner Kunst, Frankfurt besitzen Werke von David Reed.

Weitere Informationen über David Reed finden Sie hier.

Beitrag VernissageTV zu David Reed «Krefeld Miami New York», 2023 | Häusler Contemporary Zürich


Interview zur Ausstellung David Reed «Recent Paintings», 2013 | Häusler Contemporary Zürich