Gary Kuehn gehört zu den bedeutenden Vertretern der Process Art, die in den 1960er-Jahren den Kunstbegriff nochmals radikal veränderten. Seit Beginn seiner Karriere sind es einfache Formen wie Kreis, Quadrat oder Dreieck, die in Verbindung mit seinem Interesse an handwerklichen und industriellen Materialien die Basis seiner künstlerischen Untersuchungen bilden. Die Bodenskulptur «The Sex of Heavenly Bodies» (1996) zeigt eine geöffnete Ringform und erkundet so das Spannungsfeld zwischen Begrenzung und Freiheit. Formal knüpft die Skulptur aus Holz bestrichen mit Epoxydharz und Grafit an die Reduktion von Kuehns Frühwerken der «Mattress» oder «Melt Pieces» von 1965-68 an. Auch diese Werke wurden auf Holzblöcken präsentiert, welche die Formen beeinflussen. Den Titel entleiht Kuehn einem kulturanthropologischen Essay von Claude Lévi-Strauss, der über die unterschiedlichen Geschlechter von Mond und Sonne (Le sexe des astres, 1973) schreibt. Durch diese Referenz wird das formal abstrakte Werk durch eine zusätzliche Ebene der Körperlichkeit ergänzt und erhält einen emotionalen Wert.
Der im Juli 2020 verstorbene Keith Sonnier wurde in den 1960er Jahren mit Arbeiten bekannt, die das traditionelle Verständnis von Skulptur erweiterten und alltägliche Materialien wie Neon, Latex, Schaumstoff oder gefundene Industriewerkstoffe einsetzten. Durch sein fortwährendes Experimentieren mit Licht als künstlerischem Medium entstanden Skulpturen und Rauminstallationen mit direkt oder indirekt beleuchteten Elementen. Mitte der 1990er Jahre entsteht Sonniers «Tidewater Series», die seinen vielseitigen Umgang mit der Neonröhre veranschaulicht. In seinem Werk «Los La Butte» (1994) kombiniert Sonnier eine gelbe Leuchtstoffröhre mit Fundobjekten aus Metall, Stoff und Plastik. Die frei verspielte Linie der Neonröhre steht dabei im Kontrast zu den gefundenen Objekten und Verpackungen, die der Künstler in der Umgebung seines Elternhauses auffand. Die Zusammensetzung der einzelnen Elemente und die Präsentationsform auf dem Sockel erzeugen eine sinnliche und nahezu figürliche Assoziation.
David Reed überführte bereits Mitte der 1970er Jahre die Ausdrucksgeste des Pinselstrichs in eine artifizielle, höchst kontrollierte Darstellung des «Brushstrokes». Diente die Spur der Hand im Abstrakten Expressionismus noch der Innenschau des Künstlers, verwandelte sie David Reed in einen Gegenstand von Analyse und Manipulation. Für seine Einzelausstellung im Pérez Art Museum Miami im Jahr 2016 schuf der Künstler eine vierteilige Serie von Werken außergewöhnlichen Formats, die im letzten Jahr im Neuen Museum Nürnberg erstmals in Europa mit zugehörigen Zeichnungen, Farbstudien sowie einem Videofilm mit einer manipulierten Szene aus dem Pilotfilm zur legendären US-Fernsehserie Miami Vice präsentiert wurde. Bei dem auf der Messe präsentierten Werk «#559» handelt es sich um die zentrale Arbeit dieser Serie, die sich durch transparente, helle Flächen sowie satte Gelb- und Blautöne in Verbindung mit markanten «Brushstroke» Elementen auszeichnet.
Gary Kuehn, Keith Sonnier und David Reed haben durch den Galeristen, Kunstsammler und Mitbegründer der Art Cologne Rolf Ricke eine besondere Verbundenheit zum Rheinland, da dort ihre ersten Einzelausstellungen in Europa stattfanden.