Unter der Schirmherrschaft des GAMeC hat Lorenzo Giusti eine Ausstellung kuratiert, die eine Hommage an den innovative künstlerischen Ansatz des in Plainfield (New Jersey, 1939) geborenen Gary Kuehn darstellt. Die Schau besteht aus vier Sektoren, die von den Ausstellungsräumen des Museums und der prestigeträchtigen Sala delle Capriate im Palazzo della Ragione beherbergt werden, im mittelalterlichen Herzen von Bergamo Alta.
Kritiker haben Kuehns Werk wiederholt mit dem Postminimalismus und mit der Prozess- Kunst in Verbindung gebracht, vor allem aufgrund seiner Beteiligung an bahnbrechenden Ausstellungen wie «Eccentric Abstraction» von 1966, kuratiert von Lucy Lippard, und an «When Attitudes Become Form», kuratiert von Harald Szeeman 1969. Dennoch entzieht sich Kuehns Werk konkreter Klassifizierung und ist vielmehr an den Grenzen verschiedener künstlerischer Bewegungen angesiedelt. Seine rohe, radikale Sprache entwickelte sich aus einer Reflexion über die Körperlichkeit von Materialien und spielte eine bedeutende Rolle bei der Entstehung eines neuen Konzepts von Skulptur, das sich ebenso vom Subjektivismus der expressionistischen Abstraktion wie auch von der Objektivität und geometrischen Strenge des Minimalismus abgrenzt.
Kuehn, der aaus einer Arbeiterfamilie und als Student selbst auf dem Bau jobbte, verbrachte über fünf Jahrzehnte damit, die Spannung zwischen Veränderung und Deformation zu erforschen, um «das Dogma des Würfels» zu widerlegen und, wie er wiederholt erklärt hat, um «die Macht der reinen Formen zu unterwandern».