Diese Auseinandersetzung wird in vier weiteren Aquatinta-Radierungen – «Squat», «Juke», «Carn» und «Alta» (1990) – fortgeführt, die von der einflussreichen Kunstzeitschrift Parkett veröffentlicht wurden. Sie spiegeln Turrells Interesse an Diagrammen und Partituren wider und offenbaren die zugrunde liegende Geometrie und räumliche Strategie seiner immersiven Installationen. Durch die Verbindung von Abstraktion und Präzision bieten die Parkett-Werke einen zentralen Schlüssel zum Verständnis von Turrells Inszenierung des Lichts als aktive Kraft im architektonischen Raum.
Diese Entwicklung – vom projizierten Licht zum architektonischen Raum – findet einen ihrer ambitioniertesten Ausdrücke in «From the Guggenheim, Aten Reign» (2013), einem einzigartigen, dreiteiligen Inkjet-Print, der Turrells bahnbrechende Transformation der Rotunde des Solomon R. Guggenheim Museums in New York dokumentiert. In «Aten Reign» verwandelte Turrell Frank Lloyd Wrights ikonisches spiralförmiges Atrium temporär in eine umgreifende Rauminstallation aus konzentrischer Farbe und langsam wechselndem Licht. Das Werk versetzte die Betrachtenden in eine sinnlich erfahrbare Lichtumgebung, die zugleich himmlisch und unmittelbar wirkte – eine Verkörperung von Turrells Überzeugung, dass Wahrnehmung selbst der Ort der Kunst ist.
Im Zentrum der Ausstellung steht die neue Glasskulptur «Roden Crater along the Summer Solstice axis» (2024), die auf Turrells monumentales Land-Art-Projekt in der Wüste Arizonas verweist. Der «Roden Crater», ein erloschener Vulkan, der seit den 1970er Jahren zu einem Observatorium für das blosse Auge umgestaltet wird, ist Turrells Lebenswerk – eine Synthese aus Kosmologie, Architektur und Wahrnehmungskunst. In der Skulptur wird dies zu einem materiellen Objekt verdichtet, das mit stiller, innerer Leuchtkraft erstrahlt.
Den Höhepunkt der Ausstellung bilden zwei aktuelle Lichtinstallationen: dem Small Elliptical Glass «First Cause» (2024) und dem Tall Glass «Singularity» (2024). Diese Werke stellen Turrells eindeutigste Formulierung von Licht als Substanz dar. Sie rufen ein Gefühl unendlicher Tiefe und verlangsamter Zeitlichkeit hervor und verweisen auf Turrells Vorstellung von Wahrnehmung als verkörperte, zeitbasierte Erfahrung.
In «Reflections on Light» entfaltet sich Turrells Werk nicht als lineare Entwicklung, sondern als eine fortwährende Meditation über das Sehen selbst. Die Ausstellung lädt durch Druckgrafiken, Skulpturen und Installationen dazu ein, eine Welt zu betreten, in der Licht nicht bloss Beleuchtung ist, sondern eine Präsenz – still, raumgreifend und radikal wahrnehmbar.
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