Der Zugang zum architektonischen Raum ist, wie der Titel schon andeutet, das übergeordnete Thema der «Portal Series» von 2013/14, die wir mit unserer Ausstellung erstmals in Zürich präsentieren. Mit schlichter Linienführung aus Neon suggerieren Wandarbeiten wie «Portal Wall» oder «Patio Portal» mögliche Durchgänge und Raumöffnungen, während «Portal Wall Extension» direkt von der Wand auf den Boden übergreift und zum freistehenden Portal wird. Im Überblick fällt auf, dass die gezeigten Arbeiten aus der Serie alle aus maximal drei bis vier Neonröhren in den Grundfarben Rot, Gelb, Blau bestehen und geprägt sind von klaren Horizontalen, Vertikalen und der 45-Grad-Diagonale. Sie deuten so ein räumliches Koordinatensystem an und scheinen mit abgerundeten Ausstülpungen in bestimmte Richtungen zu weisen. Gleichzeitig können diese Ausstülpungen als Elemente gedeutet werden, die den Raum penetrieren. Damit erhalten sie unweigerlich eine erotische Konnotation, wie sie in vielen Werken von Sonnier impliziert ist.
Das formale Element der Ausbuchtung taucht bereits in den ›exotischen‹ Skulpturen aus Bambus, Holz und Aluminium der frühen 1980er-Jahre auf, die mit unserer Ausstellung erstmals seit Langem in Europa gezeigt werden. Es sind Arbeiten, die Sonnier inspiriert von ausgedehnten Reisen und Arbeitsaufenthalten in Japan, Indien, China und Indonesien entwickelt hatte. Sie muten minimalistisch und archaisch zugleich an und konstituieren damit einen massgeblichen Aspekt von Sonniers Schaffen: «Die ersten Bambuswerke, die ich in Indien machte, waren meine ersten freistehenden Werke überhaupt, und obwohl sie wie Stammesobjekte aussehen, waren sie in einem gewissen Sinne frühe Studien für Arbeiten, die später in New York aus westlichen Materialien entstanden», so Sonnier.
Damit hatte der Künstler für sein Werk einen neuen Umgang mit Raum und Materialien erschlossen, der unter anderem zu Lichtarbeiten wie «Kiosk I» von 1987 führte. Das grossformatige Objekt, das auf drei Beinen mitten im Raum steht, ist mit seiner Dimension und Konstruktion selbst angedeutete Architektur und nimmt Ideen vorweg, die in der «Portal Series» zentral werden. Es stammt, wie auch «Frankfurt Dyad», aus einer Zeit, da Sonnier sich intensiv mit architektonischen Elementen und Materialien auseinandersetzte.
Mit diesen ausgewählten Werken aus unterschiedlichen Perioden beleuchtet unsere Schau Aspekte, die Keith Sonniers gesamtes Œuvre durchziehen und die zentral sind für die stete Entwicklung seiner Arbeit. Es wird erneut ersichtlich, wie er Einflüsse seiner Umwelt aufgreift, um daraus das Verhältnis von Skulptur und Raum stets neu zu erkunden. Mit diesem konsequenten Ansatz hat er in den 1960er-Jahren wesentlich zur Erweiterung des Skulpturbegriffs beigetragen und prägt er unser Verständnis des Mediums bis heute.
Deborah Keller, Häusler Contemporary