Für die Ausstellung «The Mirror and the Pool», 2015 im Museum Haus Lange Krefeld setzte David Reed sich mit der Architektur des Mies van der Rohe Baus auseinander und konzipierte eine eindrückliche ortsspezifische Installation, indem er seine Werke wie einen Fries aneinandergereiht scheinbar als endloses Bild durch die Räume führte und damit zu einer Art kinematografischer Betrachtung aufforderte. Wir präsentieren mit «#641» (2003-2015 bzw. 1975—2015), drei signifikante Werke aus dieser Reihe von insgesamt vierzehn Leinwänden. Ihre tiefdunklen violetten und Magentatöne wirken besonders suggestiv. Zum ersten Mal setzt Reed in diesen Bildern Schablonen ein, mit denen er teilweise malerische Gesten aus Gemälden der 1970-er Jahre in sein aktuelles Werk integrierte. Im Museum Haus Lange noch als Teil eines umlaufenden Bandes konzipiert, präsentieren sich die drei ident grossen Arbeiten «#641» in unserer Ausstellung prominent in ihren parallelen wie individuellen formalen Charakteristiken.
«David Reed: Vice and Reflection – An Old Painting, New Paintings and Animations» 2016 titelte die Ausstellung im Pérez Art Museum Miami 2016, für die der Künstler eine neue Serie von Werken schuf, die von einem Gemälde aus den Jahren 1984-1985 mit dem Titel «#212 (Vice)» inspiriert sind. Die stark gesättigten Blau- und Gelbtöne reflektieren dabei die Farben der Populärkultur der 1980-er Jahre, die etwa auch in der Fernsehserie Miami Vice eingesetzt wurden. Reed kreierte für Miami eine Reflexion dieses früheren Gemäldes in Form von neuen großformatigen Werken, die auch auf Massstab und Proportionen der Architektur der Museumsgalerie Bezug nehmen. Mit «#661», 2003-2013/ 2016 und «#659», 1975/ 1996-2000/ 2007-2011/ 2014-2015/ 2015-2016/ 2016 stellen wir markante Werke aus dieser Reihe vor. Als wichtiges Zeugnis im Schaffensprozess des Künstlers dokumentieren die akribischen «Working Drawings» sowie «Color Studies» zu den grossformatigen Arbeiten die Gedanken- und Arbeitsschritte des Künstlers. Ein bedeutender Komplex von Papierarbeiten und ausgewählten Studies laden ein, diesen Prozess in der Galerie nachzuvollziehen.
David Reed ist, obwohl an der Westküste aufgewachsen, untrennbar mit der Stadt verbunden, in der er seit 1970 lebt und arbeitet: New York. Auf der Suche nach einem direkten künstlerischen Ausdruck schuf er dort zwischen 1974 und 1975 schmale vertikale Leinwände, in denen er in schneller Folge breite horizontale Pinselspuren setzte. Nass in nass malte Reed dann hauptsächlich schwarze oder rote «Brushstrokes» von links nach rechts, manchmal auch diagonal. Seit den «Brushstroke Paintings» der 1970er-Jahre hat er dieses Bildelement immer wieder aufgegriffen und zu einem wichtigen Instrument seiner Malerei entwickelt, wie die neueren «Verticals» «#732-2», 2020 oder «#742», 2020-2021 in der Ausstellung eindrücklich zeigen. Kontrastreich zu diesen Grau- oder Schwarznuancen positionieren sich die neuesten Gemälde «#773», 2020-2023 und «#774», 2019-2023 aus Reeds Studio, für die er eine Farbpalette von kraftvollen Gelb-, Rot- und Blautönen wählt. In den Werken David Reeds ist das Auge des Betrachters ständig gefordert, unterschiedliche Facetten und Schattierungen von Farbe zu erkunden und minimal abweichende Abstufungen, Farbtemperaturen und Untertöne auszuloten. Es sind diese spannungsreichen Widersprüche, welche die grosse Anziehungskraft von Reeds Gemälden und ihre stark emotionale Wirkung begründen.
Die ausgewählten Werke in unserer Ausstellung verdeutlichen, wie David Reed sein über die Jahre gewachsenes Vokabular, festgemacht an den drei Städten, zu vielschichtigen, abstrakten Erzählungen verdichtet. Diese handeln von Geschichte und Gegenwart des Mediums Malerei, aber auch von der Veränderung unserer Wahrnehmung im digitalen Zeitalter und den daran gekoppelten neuen emotionalen Bedingungen.