Ein zentrales Werk der Präsentation ist das bislang nicht öffentlich gezeigte Gemälde #117-2 (1976). Mit einer Breite von 276 cm und seiner wandeinnehmenden Präsenz verkörpert dieses frühe Acrylgemälde zentrale Merkmale von Reeds Praxis: die Kombination von malerischer Geste und konzeptueller Struktur, die Untersuchung von Bildraum und Zeitlichkeit sowie die für sein Werk typische Mehrteiligkeit des Bildaufbaus. In #117-2 erscheinen zwei visuell eigenständige, horizontal angelegte Bildbereiche, die in ein spannungsvolles Verhältnis zueinander treten.
Neben weiteren grossformatigen vertikalen Gemälden umfasst die Ausstellung auch das vertikal angelegte Painting #559 (2006) sowie die Working Drawing for Painting #559 (2006). Diese Konstellation bietet einen besonderen Einblick in Reeds Arbeitsweise und seine konzeptuelle Auseinandersetzung mit der Entstehung von Bildern. Die Working Drawing dokumentiert strukturelle Überlegungen und visuelle Vorstudien, die im späteren Gemälde aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Die Gegenüberstellung von Studie und Werk macht exemplarisch sichtbar, wie sich bei Reed gestische Malerei und präzise Planung gegenseitig bedingen. Ergänzende Colour Studies verdeutlichen darüber hinaus Reeds systematische Untersuchung von Farbe und Komposition.
David Reeds Werk steht in einem komplexen Spannungsfeld zwischen dem gestischen Vokabular des Abstrakten Expressionismus, den Reflexionen der Konzeptkunst sowie Einflüssen aus Film, Fotografie und digitaler Bildproduktion. Seine Gemälde entstehen in einem offenen Dialog mit der Bildtradition, wobei sie zugleich Fragen der Wahrnehmung, des Bildraums und der Zeit thematisieren.
Mit dieser Ausstellung bietet Häusler Contemporary einen konzentrierten Einblick in das Werk eines Künstlers, der die Sprache der Malerei kontinuierlich erweitert und neu befragt.