Häusler Contemporary freut sich, in diesem Viewing Room – parallel zur Ausstellung «Geometric Presence» im Collector's Room in Zürich – die neuesten Werke der Künstlerin Kyung-Lim Lee (*1957 Seoul, KR, lebt und arbeitet in Arizona, US) vorzustellen. Lee's künstlerische Praxis basiert auf einer reduzierten, geometrisch-abstrakten Bildsprache, die an Traditionen der Minimal Art und konkreten Kunst anknüpft.

Grundlage für ihre Arbeiten sind eingehende Materialerkundungen, die Wirkungen unterschiedlicher malerischer und zeichnerischer Mittel sichtbar machen. Aus diesen Untersuchungen entwickelt Lee zwei grundlegende Techniken, das Zeichnen in Öl- und Acrylbildern sowie das Malen in Graphit- und Pastellzeichnungen. Im Zusammenspiel von Technik und geometrischem Bildmotiv entsteht dabei ein neues bildnerisches Vokabular, das zentrale Aspekte wie Form, Relation und räumliche Spannung umfasst. Für die Betrachtenden wirken die geometrischen Elemente dabei nicht statisch, vielmehr entwickeln sie eine eigene Dynamik – ein Prozess, auf den auch der Ausstellungstitel verweist.

Unsere Präsentation stellt dabei einen weiteren Beitrag zur europäischen Rezeption von Kyung-Lim Lee's Werk dar, die 2015 mit ihrer ersten Einzelausstellung bei Häusler Contemporary in München begann. Die 1957 in Seoul geborene und seit 1972 in den USA lebende Kyung-Lim Lee studierte in Kalifornien, Italien und New York. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Museen in den USA ausgestellt. Die Einzelausstellung im Academy Art Museum in Easton, Maryland, im Jahr 2012 war die erste umfassende Präsentation ihrer Arbeiten im musealen Kontext, während die Ausstellung «Transposition» im Diözesanmuseum Freising im Jahr 2021 die erste umfassende Ausstellung der Künstlerin in einem europäischen Museum war. Im selben Jahr widmete Häusler Contemporary Lee die Einzelausstellung «Transposition II» in Zürich.

Weitere Einzelpräsentationen wurden in New York, Seoul, Houston und Peking gezeigt. Lee wurde mit verschiedenen Kunstpreisen ausgezeichnet. Ihre Werke befinden sich in privaten und institutionellen Sammlungen in Amerika, Europa und Asien.

«I like to imagine the geometric forms as being alive, breathing and seeing. They can reveal a beginning, a middle and end of cycles.»[1]  KYUNG-LIM LEE

Diese Aussage der Künstlerin, erstmals veröffentlicht im Katalog zur Ausstellung «Echo of Geometry» (2015) bei Häusler Contemporary in München, verdeutlicht Lees langjährige und tiefgehende Auseinandersetzung mit den dynamischen und zyklischen Qualitäten von geometrischen Formen. Dieses künstlerische Interesse findet sich auch in den neuesten Gemälden wieder, die in unserer Präsentation «Geometric Presence» (2025) im Collector's Room Zürich aktuell gezeigt werden. In zwölf Gemälden, die zwischen 2024 und 2025 entstanden sind, werden abstrakte und geometrisierende Elemente zu Metaphern von Lebendigkeit: Schwebende Formen treten in Beziehung zueinander, gehen ineinander über, bewegen sich nebeneinander und lösen sich voneinander. So entstehen aus der zweidimensionalen Malerei geheimnisvolle, entrückte und sphärische dreidimensionale Welten.

[1] Zit. n. Kyung-Lim Lee, in: Kyung-Lim Lee. Echo of Geometry, Katalog anlässlich der Ausstellung “Kyung-Lim Lee. Echo of Geometry», Häusler Contemporary München, 3. November 2015 – 15. Januar 2016, S. 2

In der Präsentation «Geometric Presence» übersetzt Kyung-Lim Lee eindrucksvoll das Konzept von Harmonie und Ordnung des Kosmos in eine sinnliche Raumerfahrung für die Betrachtenden. In den elliptischen Gemälden verarbeitet die Künstlerin das Spiel von Dämmerung und Nacht, die Reflexion der Sonne auf Wasser und entferntes Licht von Booten und Häusern zu abstrakten Bildwerken.

Neben der Grenzverwischung zwischen Leinwand als Bildträger (Malerei) und Pastell als Bildmittel (Zeichnung) nimmt die Farbgestaltung in den neuen Werken der Künstlerin eine zentrale Rolle ein: Die charakteristische kreidig-pastose Textur der Werke, die von zarten Pastell- bis hin zu Dunkeltönen, führt zu einer subtilen, atmosphärischen Tiefe. Durch die kontrollierte Farbkomposition werden Licht, Raum und Bewegung spürbar.

«Zeichnen – und es wie Malerei erscheinen lassen», so fasst Lee ihre Methode zusammen, mit der sie faszinierende Zeichnungen und malerische Pastelle schafft.

Lees besonderes Interesse an bestimmten Betrachtungsweisen und Arbeitsprozessen führt zu vertieften, philosophischen Fragen nach Verbindung, Wandel und Austausch. Diese verarbeitet sie künstlerisch und macht sie zu ihren Hauptthemen. In ihrer abstrakten Malerei der 1980er und 1990er Jahre entwickelt sie ihre zwei grundlegenden Techniken: das Zeichnen in Öl- und Acrylbildern und das Malen in Grafitzeichnungen. Die Arbeiten in Öl und Mischtechnik zeigen universelle geometrische Formen wie Kreise, Ellipsen und Rechtecke. Lee modifiziert universelle Formen – etwa ihre «gekerbten Rechtecke» und Ellipsen mit kühn markierten Konturen – und schafft damit ein persönliches Vokabular, um ihr Leitmotiv zu vermitteln: «die Idee des Zustands».[1]


[1] Transposition: Die Kunst von Kyung-Lim Lee von Dr. Ronny Cohen, in: Kyung-Lim Lee Transposition, Diözesanmuseum Freising (Hg.), S. 16.

Weitere Informationen zu Kyung-Lim Lee finden Sie hier.