Brigitte Kowanz: www 12.03.1989 06.08.1991, 2017 270 × 670 × 20 cm, Neon, Spiegel, Aluminium, Lack (The ALBERTINA Museum, Vienna – Donation Adrian Kowanz 2025 © ESTATE BRIGITTE KOWANZ / Bildrecht, Vienna 2025) Foto: Stefan Altenburger

Viewing Room | Brigitte Kowanz «Seeing Light, Reading Space»

Mit dem Online Viewing Room «Seeing Light, Reading Space» würdigt Häusler Contemporary das herausragende Werk von Brigitte Kowanz (1957–2022) und präsentiert ausgewählte Arbeiten, die zentrale Aspekte ihres künstlerischen Schaffens exemplarisch verdeutlichen. Anlässlich der grossen Retrospektive «Licht ist was man sieht» in der Albertina Wien (17. Juli – 9. November 2025), die das Werk Kowanz’ von den frühen Anfängen bis zu ihrem Spätwerk in seiner ganzen Tiefe und Vielschichtigkeit zeigt, bietet der Viewing Room einen ergänzenden Einblick in prägnante Werkgruppen der Künstlerin.

Kowanz zählt international zu den bedeutendsten Positionen konzeptueller Lichtkunst. Seit den frühen 1980er-Jahren entwickelte sie ein einzigartiges Vokabular, in dem Licht nicht nur Medium, sondern auch Träger von Bedeutung ist. Ihre Werke bewegen sich im Spannungsfeld von Sprache, Zeichen, Raum, Wahrnehmung und schaffen immaterielle Erfahrungsräume, in denen sich Sichtbarkeit und Bedeutung auf faszinierende Weise durchdringen.

Der Titel «Seeing Light, Reading Space» verweist auf das zentrale Anliegen der Künstlerin: das Sichtbare lesbar und das Lesbare sichtbar zu machen. Licht fungiert bei Kowanz als Reflexionsmedium über Information, Zeit, Kommunikation und die Grenzen unserer Wahrnehmung selbst. Die ausgewählten Arbeiten spiegeln zentrale Themen ihres Œuvres: das Spiel mit Codierungen, Spiegelungen und räumlicher Erweiterung ebenso wie ihre präzise Materialästhetik und konzeptuelle Klarheit.

Häusler Contemporary ist seit vielen Jahren eng mit Brigitte Kowanz verbunden und stolz, ihr Werk weiter sichtbar zu machen.

Brigitte Kowanz «Exchange», 2008 Neon | Ex. 1/3 | 134 x 170 x 7 cm | © Estate Brigitte Kowanz, Foto: Studio Kowanz

Brigitte Kowanz «Wish» 2015 | Neon bemalt, Edelstahl | 60 x 60 x 13 cm | Ex. 1/3 | Foto: Mischa Scherrer

Brigitte Kowanz «Instagram 06.10.2010» 2010 | Neon, Spiegel, Aluminium, Lack | 85 x 150 x 20 cm | Ex. 1/3 | Foto: Peter Hoiss

Brigitte Kowanz «twilight» 2009 | Neon, Chromstahl | 21 x 62 x 15 cm | Ed. 7/7 | Foto: Mischa Scherrer

Brigitte Kowanz «infinity and beyond» 2017 | Neon | 25 x 170 x 9 cm | Ex. 2/3 | Foto: Peter Baracchi


Brigitte Kowanz «SEK» 1989 | Neon | 25 x 170 x 9 cm | Ex. 2/3
Brigitte Kowanz «Instagram 06.10.2010» 2010 | Neon, Spiegel, Aluminium, Lack | 85 x 150 x 20 cm | Ex. 1/3 | Foto: Peter Hoiss

Ein frühes Werk aus dem Jahr 1989, «SEK», markiert einen wichtigen Moment in Brigitte Kowanz’ Hinwendung zu Schrift und Licht als gleichwertige Ausdrucksmittel. Die Kombination von Neonröhre, Lack und Metall verweist auf die Ästhetik der Minimal Art, während die Referenz auf das Kürzel «SEK» (Sondereinsatzkommando) bereits ihre spätere Auseinandersetzung mit sprachlicher Kodierung und Mehrdeutigkeit vorwegnimmt. 

Die Verwendung eines Akronyms, das gleichermaßen anonym wie aufgeladen erscheint, lenkt die Aufmerksamkeit auf die Schnittstelle von Sprache, Macht und Wahrnehmung. «SEK» als Begriff evoziert eine konkrete gesellschaftliche Realität – jene staatlicher Überwachung, Kontrolle und Intervention – bleibt aber in der Abstraktion der Darstellung uneindeutig. Dadurch verweigert sich das Werk einer klaren Lesbarkeit und entzieht sich dem unmittelbaren Zugriff. Kowanz demonstriert hier früh ihr Interesse an der Ambivalenz von Information: Licht ist nicht nur Träger von Sichtbarkeit, sondern kann auch blenden, verschleiern, manipulieren.

Ein spätes und zugleich paradigmatisches Werk stellt «Instagram 06.10.2010» (2020) dar. Die Arbeit aus Neon, Spiegel, Aluminium und Lack verweist auf das Gründungsdatum der Bildplattform Instagram. Hier reflektiert Kowanz die Transformation von Kommunikation im digitalen Zeitalter: Licht – in Form von Daten, Displays und Interfaces – ist zum Träger kollektiver Selbstinszenierung geworden. Indem sie das Datum als typografisches Lichtobjekt materialisiert, thematisiert Kowanz nicht nur den Wandel von Öffentlichkeit und Identität, sondern auch die Immaterialität digitaler Zeichenwelten.

Die bei Häusler Contemporary vertretenen Werke bezeugen die kontinuierliche Entwicklung von Brigitte Kowanz’ künstlerischer Praxis über mehrere Jahrzehnte hinweg. Gesellschaftliche, technologische und medientheoretische Diskurse werden dabei in eine formal reduzierte, aber inhaltlich vielschichtige Bildsprache überführt. In ihrer Kunst bleibt Licht stets mehr als ein Medium: Es ist Träger von Information, Bedeutung – und letztlich Erkenntnis.


Brigitte Kowanz | Verfügbare Einzelwerke

Brigitte Kowanz «infinity and beyond», 2017 Neon | 25 x 170 x 9 cm | Ex. 2/3 Verfügbar
Anfrage
Brigitte Kowanz «Wish», 2015 Neon bemalt, Edelstahl | 60 x 60 x 13 cm | Ex. 1/3 Verfügbar
Anfrage
Brigitte Kowanz «twilight» 2009 Neon, Chromstahl | 21 x 62 x 15 cm | Ed. 7/7 Verfügbar
Anfrage
Brigitte Kowanz «Instagram 06.10.2010» 2010 Neon, Spiegel, Aluminium, Lack | 85 x 150 x 20 cm | Ex. 1/3 Verfügbar
Anfrage
Brigitte Kowanz «SEK» 1989 Lack, Neonröhre, Metall | 99 x 5 x 8.5 cm Verfügbar
Anfrage
Brigitte Kowanz «Exchange» 2008 Neon | 134 x 170 x 7 cm | Ex. 1/3 Verfügbar
Anfrage
Brigitte Kowanz «Light is what we see» 1994/2019 Glimmlampen, Verteilerstecker, Acrylglas, Edelstahl | 19 x 107 x 10 cm | Ex. 1/5 Verfügbar
Anfrage

Brigitte Kowanz «Licht ist was man sieht» | Albertina Wien

Die Frage »Was ist Licht?« steht im Mittelpunkt des Schaffens von Brigitte Kowanz. Ihre Antwort lautet: «Licht ist was man sieht» – ein Leitsatz, der auf das Paradoxon verweist, dass Licht zwar alles sichtbar macht, selbst normalerweise aber unsichtbar bleibt. Die gleichnamige Retrospektive in der ALBERTINA führt durch das Werk der bedeutenden Künstlerin seit den 1980er-Jahren.

Licht, das von Flüchtigkeit, Grenzenlosigkeit und Immaterialität geprägt ist, übernimmt in dieser Ausstellung eine Hauptrolle. In eigens geschaffenen verspiegelten Räumen werden die Lichtkunstwerke bis in die Unendlichkeit reflektiert oder erst durch Einsatz von Schwarzlicht zur Geltung gebracht.

Außerdem werden die ikonischen Arbeiten Morsealphabet und Email 02.08.1984 03.08.1984 gezeigt, die den heute aktuellen Themen Digitalisierung, Virtualisierung und der Informationsgesellschaft vorgreifen.

(Pressetext Albertina Wien, 2025)

Brigitte Kowanz Alphabet, 1998/2010 245 × 320 × 45 cm, Neon, Spiegel ALBERTINA, Wien – Familiensammlung Haselsteiner © ESTATE BRIGITTE KOWANZ / Bildrecht, Wien 2025 Foto: Rainer Iglar

Brigitte Kowanz, Light is what we see, 1994/2007 120 × 50 × 10 cm, Glimmlampen, Verteilerstecker, Acrylglas, Edelstahl 120 × 50 × 10 cm ESTATE BRIGITTE KOWANZ © ESTATE BRIGITTE KOWANZ / Bildrecht, Wien, 2025 Foto: Matthias Herrmann

Brigitte Kowanz, Matter of Time, 2019 70 × 70 × 70 cm, Neon, Spiegel ESTATE BRIGITTE KOWANZ © Estate Brigitte Kowanz / Bildrecht, Wien 2025 Foto: Stefan Altenburger

Brigitte Kowanz, Light Steps, 1990, Maße variabel, Leuchtstoffröhren, ESTATE BRIGITTE KOWANZ © ESTATE BRIGITTE KOWANZ / Bildrecht, Wien 2025, Foto: Marjorie Brunet Plaza

Brigitte Kowanz, 1 × 8, 1988/2019, 150 × 150 × 15 cm, Neon, Fluoreszenzfarbe, Pigmente, Glas, Holz, ALBERTINA, Wien – Familiensammlung Haselsteiner © ESTATE BRIGITTE KOWANZ / Bildrecht, Wien 2025, Foto: Stefan Altenburger