Viewing Room | David Reed #117-2


Parallel zur Präsentation «David Reed #117-2» vor Ort in unserem Collectors Room in Zürich eröffnen wir mit diesem Online Viewing Room  einen vertieften Einblick in das Werk von David Reed, einem der bedeutendsten Protagonisten der amerikanischen Malerei der Nachkriegszeit. Reeds Werk bewegt sich zwischen gestischer Abstraktion, Farbfeldmalerei und konzeptueller Analyse des Mediums. In einer Zeit, in der die Kunstgattung Malerei zunehmend in Frage gestellt wurde, entwickelte er eine eigenständige Bildsprache, die die gestische Tradition des Abstrakten Expressionismus aufgriff und zugleich mit filmischer Wahrnehmung, serieller Struktur und medientheoretischer Reflexion verband. Seine dynamischen, vielfach hochgradig verarbeiteten Kompositionen vereinen malerische Geste mit präzise kontrollierter Oberfläche und fungieren zugleich als analytischer Kommentar zur Bildproduktion im Zeitalter der Reproduzierbarkeit.

Wie der Titel der Präsentation bereits beeinhaltet, steht das Werk «#117-2» im Zentrum unserer Präsentation. Das über zwei Meter breite Acrylgemälde auf Leinwand stammt aus dem Jahr 1976 und wurde erst kürzlich direkt aus dem Reed Studio, New York übernommen. Es handelt sich um ein frühes, historisch relevantes Werk, das unmittelbar nach den sogenannten Brushstroke Paintings (1974–75) entstand – einer Schlüsselphase in Reeds künstlerischer Entwicklung. «#117-2» nimmt innerhalb seines Œuvres eine besondere Stellung ein und markiert einen Übergang zu einer neuen malerischen Sprache. Wir freuen uns sehr, dieses bedeutende Werk nun erstmals der Öffentlichkeit in Zürich präsentieren zu können und mit weiteren Arbeiten in einen Dialog zu setzen.


David Reed «#117-2» 1976 | Acryl auf Leinwand | 20.3 x 209 cm | Foto: Peter Baracchi

Das Gemälde «#117-2» entstand 1976 in einer entscheidenden Phase von David Reeds künstlerischer Entwicklung – unmittelbar nach seinen wegweisenden Brushstroke Paintings (1974–75). Reed, 1946 in San Diego geboren, kam 1966 nach New York, wo er an der kurz zuvor gegründeten New York Studio School studierte. Dort nahm er am legendären Painting Seminar von Philip Guston teil und wurde Schüler von Milton Resnick, wodurch er tief in die Tradition des Abstract Expressionism eingeführt wurde. 1971 liess er sich dauerhaft in New York nieder, einer Stadt, in der sich zu jener Zeit eine tiefgreifende Neuverhandlung der Malerei vollzog – zwischen formaler Auflösung, medientheoretischer Reflexion und konzeptueller Strenge. Vor diesem Hintergrund versuchte Reed in seinen Brushstroke Paintings, eine Malerei zu schaffen, die ganz in der Gegenwart verankert ist. In einem einzigen, schnellen Arbeitsprozess ausgeführt, sollten bildhafte Effekte überwunden werden. Zugleich stellte Reed fest, dass dieser spontane Prozess durch sein eigenes Bewusstsein gebrochen wurde: Während er malte, nahm er sich selbst beim Malen wahr. Diese Spannung zwischen spontaner Geste und selbstbeobachtender Kontrolle kulminiert in «#117-2»: Auf der rechten Bildhälfte durchzieht ein breiter, über die nasse Grundierung gezogener Pinselstrich die Komposition in expressiver Direktheit, während die linke Hälfte durch einen streng geometrischen Aufbau strukturiert wird. Das Werk verweist damit exemplarisch auf die immanente Dialektik in Reeds Schaffen zwischen gestischem Ausdruck und Konzeption, Kontrollverlust und Kontrolle. Das Gemälde «#117-2» ist im Kontext der Kunst der 1970er-Jahre als markanter Moment der Neuverortung malerischer Praxis zu verstehen.


Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2025 | Foto: Peter Baracchi
Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2025 | Foto: Peter Baracchi

Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2025 | Foto: Peter Baracchi

Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2025 | Foto: Peter Baracchi

Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2025 | Foto: Peter Baracchi

Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2025 | Foto: Peter Baracchi

Ausstellungsansicht Häusler Contemporary Zürich, 2025 | Foto: Peter Baracchi


«As I work on paintings I make what I call «working drawings», I do what I call «color studies» and it gives me a way to try out different options, test different things. I don't like the ideas that paintings are isolated and just about themself. I think they always absorbe the world around them and then expand out into the world. I wanted to really show that and make it seem like I was pulling the light and color into the room so you were not even sure where the paintings ended and the view outside the window began.» David Reed, 2016

Ein wesentlicher Bestandteil von David Reeds künstlerischer Praxis sind seine Working Drawings und Color Studies, die weit über blosse vorbereitende Skizzen hinausgehen. Sie sind eigenständige Reflexionen über malerische Prozesse und offenbaren den konzeptuellen Kern seiner Arbeit. Während Reeds Gemälde oft durch ihre körperlich ausgeführte Geste, ihre unmittelbare Präsenz und kontrollierte Oberflächenwirkung geprägt sind, zeigen die Zeichnungen und Farbstudien die intellektuelle Auseinandersetzung mit Struktur, Komposition und Farbe im Vorfeld des eigentlichen Malakts. Diese Arbeiten auf Papier dokumentieren, wie Reed mit rhythmischen Linienführungen, raumgreifenden Bewegungen und subtilen Farbabstimmungen experimentiert. In den Color Studies wird deutlich, wie präzise seine malerische Sprache abgestimmt ist – jeder Farbton ist erprobt, jede Kombination in ihrer Wirkung befragt. Die Working Drawings sind oftmals nicht linear dem fertigen Gemälde zuzuordnen, sondern bilden ein vielschichtiges Archiv von Gedanken, Bewegungen und Entscheidungen. Sie zeigen den Übergang vom konzeptuellen Entwurf zur physischen Ausführung.

David Reed «Color Study #14», 2018 Acryl, Alkyd und Öl auf Zeichenkarton | Blattmass 25.4 x 40.6 cm, Rahmenmass 39 x 53.5 x 3.5 cm | Foto: Peter Baracchi

David Reed Einzelwerke

David Reed «#294-2» 1990-1991 Öl und Alkyd auf Leinen | 274.3 x 91.4 cm Verfügbar
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David Reed «#529» 2004/2005 Öl und Alkyd auf Leinen | 66 x 132 x 6 cm Verfügbar
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David Reed «#559» 2006 Öl und Alkyd auf Leinen | 245 x 32 cm | Foto: Peter Baracchi Verfügbar
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David Reed «Working Drawing for Painting #559», 2006 Mischtechnik auf Papier | Blattmass 43.2 x 27.9 cm, Rahmenmass 50 x 34.7 x 3.5 cm Verfügbar
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David Reed «#117-2» 1976 Acryl auf Leinwand | 20.3 x 276.9 cm Verfügbar
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David Reed «#729» 2014-2020 Acryl, Alkyd und Öl auf Polyester | 81.23 x 174 cm Verfügbar
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David Reed «Study #76 (Rankweil Edition #19)», 2013 Öl, Acryl und Alkyd auf Zeichenkarton | Blattmass 69 x 26 cm, Rahmenmass 84.5 x 41 x 3.5 cm Verfügbar
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David Reed «#300», 1989-1991 Öl und Alkyd auf Leinen | 66 x 274.3 cm Verfügbar
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David Reed «Color Study #29», 2016 Acryl und Alkyd auf Illustrationskarton | Blattmass 34.39 x 78.41 cm, Rahmenmass 45 x 87 x 4 cm Verfügbar
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David Reed Color Studies «#38, #43, #44» (Vice and Reflection) (For Paintings #658, #659, #660) D1, C2, C3 Horizontal, 2016-2019 Acryl und Alkyd auf Dibond | 3-teilig, je 63.5 x 92.1 cm Verfügbar
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David Reed «#774», 2019-2023 Öl, Alkyd und Acryl auf Polyester | 81.3 x 177.8 cm Verfügbar
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David Reed «Color Study #50 for Painting #601», 2009 Alkyd und Öl auf Museumskarton | Blattmass 30.4 x 20.3 cm, Rahmenmass 49.2 x 31.1 x 3.3 cm Verfügbar
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David Reed «#736», 2020 Öl und Alkyd auf Polyester | 193.4 x 30.48 cm Verfügbar
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David Reed «#732-2», 2020 Acryl auf Leinwand | 193.4 x 27.94 cm Verfügbar
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David Reed «#735», 2020 Acryl auf Leinwand | 193.4 x 27.94 cm Reserviert
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Detail: David Reed «#294-2» 1990-1991 Öl und Alkyd auf Leinen | 274.3 x 91.4 cm | Foto: Peter Baracchi
Detail: David Reed «#294-2» 1990-1991 Öl und Alkyd auf Leinen | 274.3 x 91.4 cm | Foto: Peter Baracchi

David Reeds Arbeiten zeichnen sich durch leuchtende Farben, gestische Pinselstriche und eine faszinierende Verbindung zwischen Malerei und filmischer Ästhetik aus. Der Einsatz von Alkyd – einem schnell trocknenden synthetischen Bindemittel – erlaubt es Reed, mehrere Schichten präzise übereinanderzulegen, wodurch eine besondere Tiefe und Transparenz entsteht. 

In Gemälden wie «#294-2» (1990-1991) verschmelzen malerische Traditionen mit einem zeitgenössischen Blick auf Bildkomposition und Oberfläche. Die Kombination von Öl und Alkyd auf Leinen gibt seinen Gemälden eine ungewöhnliche Materialität, die zwischen klassischen und modernen Ausdrucksformen oszilliert.


Portrait David Reed, 2018 | Foto: M. Scherrer

David Reeds Werk wird seit Mitte der 1970er-Jahre in Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit gezeigt. Wichtige Präsentationen seines Werks zeigten zuletzt das Kunstmuseum Winterthur (2019) und das Neue Museum Nürnberg, Nürnberg (2019), Pérez Art Museum, Miami, das Rose Art Museum, Waltham (beide 2016), der Hamburger Bahnhof, Berlin (2015, mit Mary Heilmann), das Museum Haus Lange Krefeld (2015) oder das Kunstmuseum Bonn (2012). Ausserdem waren seine Gemälde Teil von massgebenden Ausstellungen zur Malerei der Gegenwart wie etwa «Painting 2.0: Malerei im Informationszeitalter», die 2016 in München und Wien gezeigt wurde.

Bedeutende Sammlungen wie das Museum of Modern Art, New York, das Guggenheim Museum, New York, das Metropolitan Museum, New York, das Museum of Contemporary Art, San Diego, das Kunstmuseum St.Gallen oder das Museum moderner Kunst, Frankfurt besitzen Werke von David Reed.

Weitere Informationen über David Reed finden Sie hier.


Interview zur Ausstellung David Reed «Recent Paintings», 2013 | Häusler Contemporary Zürich