Als einer der bedeutendsten lebenden Künstler unserer Zeit verwandelt James Turrell die grundlegendsten Elemente menschlicher Existenz – Licht und Raum – in sein künstlerisches Material und erhebt die Wahrnehmung selbst zum Medium seiner Kunst. Bereits früh entdeckte der Vertreter des Light and Space Movements auch die Druckgrafik als ein Mittel, um diese Wahrnehmungsphänomene zu untersuchen.

Durch die vielschichtigen Prozesse der Druckgraphik gelingt es dem US-amerikanischen Künstler im zweidimensionalen Raum Licht in Erscheinung treten zu lassen und die immateriellen Qualitäten des Lichts in eine greifbare Form zu übersetzen. Dabei entstehen Werke von grosser meditativer Intensität, die den Betrachtenden zu einer bewussten, verlangsamten Auseinandersetzung mit Sehen, Raum und Zeit einladen.

Dieser Viewing Room präsentiert eine Auswahl von James Turrells Arbeiten auf Papier, die mehrere Jahrzehnte seines Schaffens umfassen und ikonische Werkserien wie die frühen «Projection Pieces», die historische «Still Light Series» oder die Suite of «Aten Reign» reflektieren.

Darüber hinaus freut sich Häusler Contemporary, exklusiv die neuesten Arbeiten auf Papier des Künstlers aus der Serie «The Wedgeworks» (2025) sowie drei neue Arbeiten vorzustellen, die sich auf das bedeutende «Roden Crater Project» (2025) beziehen. Die Werke wurden im August 2025 während eines Besuchs von Wolfgang Häusler im Studio des Künstlers in Flagstaff, Arizona, gemeinsam mit James Turrell persönlich für unsere aktuelle Ausstellung in Zürich ausgewählt. 

«I first met James Turrell at the beginning of the 1990s during an opera production in Paris. He had created the stage design for the opera "To be Sung", in which the singers performed in shadowless light, an experience that left a powerful impression on me. The first collaboration came about in 1997 in preparation for his exhibition for the opening of the Kunsthaus Bregenz, designed by Peter Zumthor. At that time, I gained a deeper insignt into Turrell's working method; it was a fascinating experience.» WOLFGANG HÄUSLER

Seit über 35 Jahren besteht die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Galeriegründer Wolfgang Häusler und dem US-amerikanischen Künstler James Turrell. Durch die langjährige Erfahrung mit weltweit realisierten Projekten wie den Skyspaces und Ganzfeld-Installationen sowie der Beratung internationaler Sammler hat Häusler Contemporary eine umfassende Expertise für Turrells Werk entwickelt, die wir mit Freude teilen.

Im August 2025 reiste Wolfgang Häusler abermals in die USA, um vor Ort gemeinsam mit dem Künstler die neuesten Druckgraphiken «The Wedgeworks» (2025) und «Roden Crater Project» (2025) persönlich für die Ausstellung «James Turrell. Wedgeworks – A Premiere Presentation of Works on Paper» auszuwählen. 

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie hier.

Im Jahr 2013, anlässlich des 70. Geburtstags von James Turrell, zeigte das Solomon R. Guggenheim Museum in New York Aten Reign, eine grossangelegte Lichtinstallation, die die Rotunde des Museums vollständig transformierte. Für das Projekt nutzte Turrell die charakteristische Architektur des Guggenheim und passte Licht, Farbe und Perspektive präzise an, sodass die Besucher die Rotunde als veränderten Wahrnehmungsraum erleben konnten. Die Lichtverläufe wechselten subtil über den Tag hinweg und bezogen die natürliche Helligkeit des Raumes sowie die architektonischen Gegebenheiten mit ein, wodurch der Raum selbst integraler Bestandteil des Kunstwerks wurde.

Im Anschluss an die Installation entstanden kleinformatige Werke auf Papier, die die Farbstimmungen und atmosphärischen Qualitäten von Aten Reign übersetzen. Die Holzschnitt-Edition Suite from Aten Reign (2014) ermöglicht eine konzentrierte und persönliche Auseinandersetzung mit Turrells Konzepten. Diese Arbeiten sind aktuell bei Häusler Contemporary verfügbar.

«What is important to me is to create an experience of wordless thought, to make the quality and sensation of light itself something really quite tactile ... My works are about light in the sense that light is present and there; the work is amde of light. It is not about light or a record of it, but is light. Light is not so much something that reveals, as the relevation itself.» JAMES TURRELL

Seit den 1970er Jahren arbeitet James Turrell intensiv an seinem Opus Magnum, dem Roden Crater Projekt. Der ruhende Vulkan befindet sich im Nordosten Arizonas und ist Teil des Colorado-Plateaus. Mit einem Durchmesser von rund 1,5 Kilometern und einer Tiefe von etwa 150 Metern bietet der Krater imposante geologische und geografische Gegebenheiten. Die Umgestaltung des Vulkans in ein monumentales Kunstwerk und eine Art Himmelsobservatorium gilt als eines der bedeutendsten Werke der zeitgenössischen Kunst. Die fortlaufende Realisierung des Roden Crater umfasst den Bau eines Netzwerks unterirdischer Räume und Gänge im Inneren. Diese sensiblen Räume, die so genannten «Skyspaces», reagieren auf verschiedene Lichtqualitäten und ermöglichen den Betrachtenden, das Universum als einen neuen, erweiterten Raum zu erleben.

Weitere Informationen über den Roden Crater finden Sie hier.

Die «Projection Pieces» (1966) markieren einen entscheidenden frühen Werkkomplex im Schaffen von James Turrell und bilden die Grundlage für seine lebenslange Auseinandersetzung mit Licht als eigenständigem künstlerischem Medium. In diesen Arbeiten nutzt Turrell projiziertes Licht, um scheinbar materielle Formen im Raum zu erzeugen, die zwischen Fläche und Volumen oszillieren. Die Projektionen lassen Lichtkörper entstehen, die vom Betrachter nicht als immaterielles Phänomen, sondern als greifbare Objekte wahrgenommen werden. Dabei wird die Wahrnehmung selbst zum zentralen Thema: Raum, Tiefe und Körperlichkeit werden nicht durch physische Materialien definiert, sondern allein durch Licht und die Bedingungen des Sehens.

Diese frühen Untersuchungen des Künstlers wird in vier Aquatinta-Radierungen «Squat», «Juke», «Carn» und «Alta» (1990) fortgeführt und auf Papier übersetzt. Die kleinformatigen Druckgraphiken bieten eine intime Auseinandersetzung und wurden von der einflussreichen Kunstzeitschrift Parkett veröffentlicht. 

Die achtteilige Suite «Still Light» (1989–90) verweist auf Turrells frühe Arbeiten mit Halogen-Projektoren aus dem Jahr 1966. In diesen ersten Arbeiten begann Turrell, den Raum mithilfe exakt definierter Lichtprojektionen zu formen – Lichtvolumen, die unabhängig von materieller Form existieren. Die Aquatinta-Radierungen der Serie «Still Light» übertragen diese frühe Erforschung immaterieller Form in den zweidimensionalen Raum und untersuchen – noch eindringlicher als die vorangegangene, schwarz-weisse Serie der«First Light»-Arbeiten des Künstlers – die atmopshärische Wirkung von Licht im Raum. Entstanden in Zürich in enger Zusammenarbeit mit dem renommierten Kupferdrucker Peter Kneubühler, markieren sie einen entscheidenden Moment in Turrells Adaption erfahrbarer Lichtphänomene in die Sprache der Druckgrafik.

Die gerahmten Werke sind einzeln, oder als 8-teilige Serie verfügbar.
Es handelt sich um den Printers Proof aus dem Nachlass des Zürcher Kupferdruckers Peter Kneubühler.

James Turrells 7-teiliges Mappenwerk «Deep Sky» (1984) stellt den Einstieg des Künstlers in die Druckgraphik dar. Auf Anregung des Verlegers Peter Blum arbeitete James Turrell erstmals in diesem Medium und fand in dem Zürcher Kupferdrucker Peter Kneubühler (1944–1999) einen erfahrenen Partner für die technische Umsetzung. Zwischen 1984 und 1991 kam Turrell regelmässig in die Schweiz, um gemeinsam mit Kneubühler zu drucken.

Für das Werk  «Deep Sky» wählte der Künstler das Tiefdruckverfahren der Aquatinta, welche eine differenzierte Modulation von Hell-Dunkel-Werten ohne den Einsatz linearer Zeichnung ermöglicht. Die subtil schattierte und rare «Deep Sky»-Serie thematisiert das Roden Crater Projekt. In ihr abstrahiert Turrell die Lichtfelder und Schattenwürfe des Vulkankraters oder präsentiert den Nachthimmel Arizonas: Durch astronomisch berechnete Himmelsöffnungen fällt das Licht einzelner Sterne ins Vulkaninnere, wo künstliches Licht responsiv-subtil aufgedimmt wird. «Es ist eine künstlerische Intervention, aber im Einklang mit der Natur», umschreibt James Turrell das Prozedere, in dem er Natur und Kunst zu einem Gesamtkunstwerk eint. 

Weitere Informationen zur damaligen Ausstellung finden Sie hier.

James Turrell (1943 geboren in Los Angeles, CA, US, lebt und arbeitet in Flagstaff, AZ, US)

Ausstellungen (Auswahl) 

2025 «Wedgeworks - A Premiere Presentation of Works on Paper», Häusler Contemporary, Zürich, CH
«Reflections on Light», Häusler Contemporary Zürich, CH
2024 «Small Elliptical Glass First Cause», Häusler Contemporary Zürich, CH *
«Licht im Papier. Die Druckgraphik von James Turrell», Graphische Sammlung ETH Zürich, CH 
2023 «Works 1984 – 2023», Häusler Contemporary Zürich, CH *
2022 «Aftershock», Copenhagen Contemporary, Kopenhagen, DK *
2021 James Turrell: Into the Light, MASS MoCA, North Adams, Massachusetts, US *
2020 «The Circular Glass», Häusler Contemporary Zürich, CH *
2019 «James Turrell: Passages of Light«, Museo Jumex, Ciudad de México, MX *
2018 «The Substance of Light», Museum Frieder Burda, Baden-Baden, DE *
«The Elliptical Glass», Häusler Contemporary Zürich, CH *
«Ganzfeld ‘Aural’», Jüdisches Museum, Berlin, DE *
2017 «James Turrell», MASS MoCA – Massachusetts Museum of Contemporary Art, North Adams, MA, US *
«Immersive Light», The Long Museum, Shanghai, CN *
2015 «LightScape: James Turrell at Houghton» Houghton Hall Norfolk, GB *
2014 «James Turrell: Light Spaces», The Israel Museum, Jerusalem, IL *
2013 «James Turrell», The Solomon R. Guggenheim Museum, New York, US *
«James Turrell: The Light Inside», MFAH – The Museum of Fine Arts, Houston, US *
«James Turrell. A Retrospective», LACMA – Los Angeles Museum of Contemporary Art, Los Angeles, US *
2012 «James Turrell: Agua De Luz», Cenote Santa Maria, Yucatan, MX *
2010 «The Wolfsburg Project», Kunstmuseum Wolfsburg, DE *
2009 «The Roden Crater», Häusler Contemporary München, DE *

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LACMA | James Turrell: You Who Look | Art + Film
Vimeo Video von 2017, Dauer 08:09 Minuten